Wenn du deinem treuen Gefährten in die Augen blickst, mag es manchmal so scheinen, als ob er die ganze Welt umarmen könnte.
Doch manchmal, insbesondere bei lauten Geräuschen oder unerwarteten Situationen, zeigt er Anzeichen von Angst und Unsicherheit, die sich dann oft in störendem Bellen ausdrückt. Wie du damit umgehen kannst und deinem Hund das Angstbellen abtrainieren kannst, schauen wir uns im folgenden an:
Ursachen für das Bellen aus Angst und Unsicherheit

#1 Das Problem der kurzen Leine
Als fürsorgliche Hundehalter neigen wir dazu, unseren Hund an die kurze Leine zu nehmen, sobald sich ein anderer Vierbeiner nähert.
Das mag zunächst wie eine umsichtige Maßnahme erscheinen, um sowohl unser eigenes Haustier als auch das andere Tier unter Kontrolle zu halten und ein mögliches Aufeinandertreffen zu vermeiden.
Doch leider kann dieser wohlmeinende Versuch, Konflikte zu verhindern, oft nach hinten losgehen.
Indem du die Leine straff ziehst, sendest du deinem Hund unausgesprochen eine Botschaft von Besorgnis und Anspannung. Diese Geste, obwohl in bester Absicht gemacht, wird von deinem Hund oft als Vorbereitung auf ein potenzielles Problem oder eine Konfrontation interpretiert.
Anstatt also eine sichere Barriere zu schaffen, weckst du möglicherweise eher Ängste und Unsicherheiten in deinem Hund.
#2 Innere Unsicherheit
Manchmal kommt die Angst nicht von außen, sondern von innen. Innere Unsicherheit kann sich in unterschiedlichen Verhaltensweisen zeigen, darunter auch übermäßiges Bellen. Hunde sind sensible Tiere.
Sie sind sehr empfindlich gegenüber ihren eigenen Gefühlen und den Emotionen der Menschen in ihrer Umgebung.
Wenn sie sich innerlich unsicher fühlen, kann das durchaus zu erhöhter Reizbarkeit und Bellen führen.
#3 Veränderungen im Umfeld
Hunde sind Gewohnheitstiere. Sie mögen es, wenn die Dinge vorhersehbar und konsistent sind. Sowohl große als auch kleine Veränderungen im Umfeld können deinem Hund Angst machen und zu Verhaltensauffälligkeiten führen.
Ein neuer Raum, ein anderer Weg während des Spaziergangs, eine neue Person im Haus – all das kann die Welt deines Hundes ins Wanken bringen.
#4 Stress durch schlechte Erfahrungen
Leider tragen manche Hunde emotionale Narben von traumatischen Erfahrungen in ihrer Vergangenheit. Diese Erlebnisse können langanhaltende Auswirkungen haben und Angstzustände auslösen.
Dein Hund könnte bellen, weil er ein bestimmtes Geräusch oder eine bestimmte Situation mit einer schlechten Erfahrung assoziiert.
Es ist wie ein Schatten, der sie verfolgt und sie in Stresssituationen stürzt, was sich durch Bellen äußern kann.
Das Angstbellen bei Welpen und erwachsenen Hunden
Angst bei Welpen
Die Welt aus den Augen eines Welpen zu betrachten, ist wie eine Entdeckungsreise ins Unbekannte. Alles ist neu, aufregend und manchmal ein bisschen einschüchternd.
Die Sozialisierungsphase von Welpen ist entscheidend für ihr zukünftiges Verhalten und ihre Einstellung gegenüber neuen Erfahrungen.
Während dieser Phase können sie auf unbekannte Situationen oder Umgebungen mit Angst reagieren. Das Angstbellen bei Welpen ist daher nicht ungewöhnlich. Es ist ein Weg, mit dem sie ihre Unbehaglichkeit ausdrücken und um Unterstützung bitten.
Ein guter Weg, um Welpen zu helfen, besteht darin, sie behutsam und positiv an verschiedene Situationen, Personen und andere Tiere heranzuführen.
Das Ziel ist es, ihnen beizubringen, dass die Welt kein bedrohlicher Ort ist, sondern voller freundlicher und interessanter Dinge.
Angst bei erwachsenen Hunden
Erwachsene Hunde können aufgrund einer Vielzahl von Gründen Angst haben, darunter traumatische Erfahrungen, mangelnde Sozialisierung in der Welpenzeit oder negative Assoziationen.
Manchmal kann die Angst plötzlich auftreten, selbst bei Hunden, die zuvor als selbstbewusst und ruhig angesehen wurden.
Im Falle von erwachsenen Hunden kann das Angstbellen oft intensiver und anhaltender sein, da ihre Ängste tiefer verwurzelt sein können.
Es ist wichtig, geduldig und einfühlsam zu sein und den Hund nicht zu bestrafen oder zu drängen. Bei schweren Fällen kann es hilfreich sein, die Unterstützung von einem professionellen Verhaltensberater zu suchen.
Typische Reaktionen auf Angst
Egal ob Welpe oder erwachsener Hund, Angst kann verschiedene Reaktionen hervorrufen. Neben Bellen können Hunde auch mit Zittern, Verstecken, Anklammern, Aggression oder sogar Flucht reagieren.
Sie können auch subtilere Anzeichen zeigen, wie etwa vermehrtes Lecken oder Kauen.
Strategien zur Bewältigung des Angstbellens

#1 Ruhig bleiben und Vertrauen haben
Zuerst und am wichtigsten ist es, in jeder Situation Ruhe und Selbstsicherheit auszustrahlen. Dein Hund nimmt deine Emotionen und Stimmungen wahr, daher ist es entscheidend, dass du ihm zeigst, dass es keinen Grund zur Sorge gibt.
Es ist auch wichtig, deinem Hund Vertrauen zu zeigen. Erinnere ihn daran, dass du für ihn da bist und er sich auf dich verlassen kann.
Es wird Zeiten geben, in denen Fortschritte langsam sind, aber bleib beharrlich und vergiss nicht, dass auch kleine Schritte in die richtige Richtung eine Verbesserung sind.
#2 Geduld aufbringen und kontinuierlich üben
Echte Veränderungen brauchen Zeit. Es ist wichtig, geduldig zu sein und nicht zu erwarten, dass das Angstbellen über Nacht verschwindet.
Die Bewältigung von Angst ist ein Prozess, der kontinuierliche Übung erfordert. Außerdem wird es auch bei Hunden mal bessere, mal schlechtere Tage geben. Das kennst du ja sicherlich schon von dir selbst, dass du an manchen Tagen einfach gereizter bist als an anderen.
Setze realistische Ziele und plane regelmäßige Trainingseinheiten, die deinem Hund helfen, seine Ängste zu überwinden.
#3 Helfer finden
Manchmal kann es hilfreich sein, Freunde oder Familienmitglieder in das Training einzubeziehen.
Sie können dabei helfen, bestimmte Situationen zu simulieren und deinem Hund zu zeigen, dass andere Menschen und Hunde freundlich sind.
Sie können auch als positive Verstärkung dienen, indem sie deinen Hund mit Leckerlis oder Lob belohnen, wenn er ruhig bleibt.
#4 Hund Peek-A-Boo!
Das Spiel „Peek-A-Boo“ kann eine gute Methode sein, um deinem Hund zu helfen, seine Angst vor neuen Situationen oder Personen abzubauen.
Dabei zeigst du deinem Hund das angstauslösende Objekt oder die Person nur kurz und belohnst ihn dann für seine ruhige Reaktion.
Durch das schrittweise Aufbauen dieser positiven Erfahrungen kann dein Hund lernen, dass es keinen Grund zur Angst gibt.
#5 Distanz reduzieren
Manchmal kann es hilfreich sein, die Distanz zu dem Objekt oder der Situation, die die Angst auslöst, schrittweise zu verringern.
Beginne in einer sicheren Entfernung, bei der dein Hund noch ruhig ist, und verkleinere diese Entfernung schrittweise, während du weiterhin ruhiges Verhalten belohnst.
#6 Outfits / Location wechseln
Achte darauf, deinen Hund nicht beizubringen nur eine bestimmte Person oder Ort zu mögen. Trainiere nach und nach an verschiedenen Orten, mit verschiedenen Personen oder Outfits.
Dadurch simulierst du das was in der realen Welt ja auch vorkommt – nicht jede Situation ist gleich, aber irgendwann wird dein Hund die Muster einer Situation erkennen und verstehen.
Lernt er dann, dass von diesen Situationen keine Gefahr ausgeht, wird er auch in Situationen die ihr nicht trainiert habt ruhiger bleiben. Denke daran, deinen Hund auch in solchen „zufälligen“ Situationen außerhalb des Trainings zu belohnen, wenn er gutes Verhalten zeigt.
#7 Protokoll führen
Es ist auch eine gute Idee, ein Protokoll über die Fortschritte deines Hundes zu führen.
Notiere, wann und unter welchen Umständen das Angstbellen auftritt, sowie alle Fortschritte, die du beobachtest.
Dies kann dir dabei helfen, Muster zu erkennen und die Auslöser für die Angst deines Hundes besser zu verstehen.
Gleichzeitig gibt es dir ein gutes Gefühl, ob ihr tatsächlich Fortschritte macht, oder ob du eventuell andere Trainingsansätze brauchst.
Allgemeine Methoden zur Senkung des Stresslevels deines Hundes
- Regelmäßige körperliche Aktivität: Sorge für ausreichend Bewegung und Spielzeit für deinen Hund. Körperliche Aktivität hilft dabei, überschüssige Energie abzubauen und kann das allgemeine Stressniveau deines Hundes senken.
- Mentale Stimulation: Biete deinem Hund verschiedene Arten von mentalen Herausforderungen, wie z.B. Intelligenzspielzeug, Nasenarbeit oder Suchspiele. Diese Aktivitäten helfen dabei, den Geist deines Hundes zu beschäftigen und zu beruhigen.
- Ruhige Umgebung: Schaffe eine ruhige und entspannte Umgebung zu Hause. Vermeide laute Geräusche und plötzliche Veränderungen, die deinen Hund stressen könnten.
- Positive Verstärkung: Nutze positive Verstärkung, um gutes Verhalten zu belohnen und deinem Hund zu helfen, positive Assoziationen mit bestimmten Situationen oder Objekten zu schaffen.
- Professionelle Hilfe: Zögere nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn du merkst, dass die Ängste deines Hundes schwer zu handhaben sind. Ein professioneller Hundetrainer oder Verhaltensberater kann dir wertvolle Tipps und Techniken geben, die individuell auf deine Situation angepasst sind
Was du auf keinen Fall tun solltest
- Bestrafung: Vermeide es, deinen Hund für sein Angstbellen zu bestrafen. Bestrafung kann die Angst und Unsicherheit deines Hundes tatsächlich verstärken und zu einem noch problematischeren Verhalten führen.
- Überforderung: Zwing deinen Hund nicht, sich einer Situation oder einem Objekt zu stellen, das ihm Angst macht. Eine überwältigende Konfrontation mit seinen Ängsten kann kontraproduktiv sein und seine Angst eher verstärken.
- Negativität ausstrahlen: Vermeide es, deine Frustration oder Ungeduld zu zeigen. Dein Hund kann deine Emotionen wahrnehmen und wenn du gestresst oder verärgert bist, kann dies seine eigene Angst erhöhen.
- Inkonsistenz: Sei konsequent in deinem Training und deiner Reaktion auf das Angstbellen deines Hundes. Inkonsistenz kann deinen Hund verwirren und es schwieriger machen, seine Ängste zu überwinden.
- Selbstmedikation: Gib deinem Hund keine Medikamente ohne die ausdrückliche Anweisung eines Tierarztes. Selbst wenn du glaubst, dass ein Medikament helfen könnte, kann es ohne die richtige Dosierung und Anwendung schädlich sein.
- Isolation: Vermeide es, deinen Hund zu isolieren oder ihn von der Außenwelt abzuschirmen. Während es wichtig ist, deinen Hund vor übermäßigem Stress zu schützen, braucht er auch positive Erfahrungen und soziale Interaktionen, um seine Ängste zu überwinden.
Mit diesen Tipps hoffe ich, dass du das Angstbellen deines Hundes in den Griff bekommst. Für weitere Tipps rund um das Thema Bellen, schau dir auch meine allgemeinen Tipps an, wie du Hunden das Bellen abgewöhnen kannst.