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Hund springt andere Hunde an | Gründe & 3 Lösungen

    Hund schaut aufmerksam in die Distanz

    4 Gründe warum dein Hund andere Hunde anspringt

    Wenn dein Hund einen anderen Hund anspringt, dann kann dies verschiedene Gründe haben. Manche lassen sich einfacher korrigieren als anderen, daher solltest du zunächst ein Verständnis dafür haben, warum dein Vierbeiner überhaupt dieses Verhalten zeigt:

    • Dominanz im Rudel spielt in der Hundewelt eine wichtige Rolle. Vielleicht hast du schon bemerkt, dass dein Hund versucht, seinen Kopf über den des anderen Hundes zu halten oder ihn sogar anspringt. In vielen Fällen ist dies ein Versuch, Dominanz zu etablieren. Der springende Hund möchte hierbei signalisieren: „Schau mal, ich bin der Boss hier.“
    • Nicht immer steckt ein so komplexes Machtspiel hinter dem Verhalten. Manchmal ist es einfach ein freundliches oder spielerisches „Hallo“ von deinem Hund an seinen Artgenossen. Hunde haben eben andere Grußrituale als wir Menschen. Dabei springen sie gerne mal aneinander hoch, um Nähe und Freundschaft oder den Wunsch zu spielen auszudrücken.
    • Sexuelle Erregung ist ebenfalls ein möglicher Grund, warum dein Hund andere Hunde anspringt. Dieses Verhalten ist vor allem bei nicht kastrierten Hunden häufiger zu beobachten und hängt mit dem natürlichen Instinkt zur Fortpflanzung zusammen.
    • Manchmal handelt ein Hund aus Unsicherheit oder Angst und springt deshalb andere Hunde an. Hier möchte der Hund vermutlich Abstand gewinnen oder sich selbst in einer besseren Position sehen, um mit der unklaren Situation umzugehen.

    3 Trainingsmethoden, um das Anspringen zu verhindern

    #1 Blickkontakt-Training an der Leine

    Hund läuft neben Frauchen an der Leine

    Klein anfangen

    Such dir einen ruhigen Platz im Hinterhof und leine deinen Hund an. Warum der Hinterhof? Ganz einfach: Weniger Ablenkungen.

    Die erste Phase des Trainings ist super wichtig. Du willst deinem Hund die Chance geben, sich auf dich zu konzentrieren und Erfolgserlebnisse zu haben. Daher willst du so wenig Ablenkungen wie möglich haben.

    Falls du keinen ruhigen Hof hast, kannst du dir auch ein abgelegenes Waldstück oder einen Feldweg suchen, Hauptsache dort kann sich dein Vierbeiner voll und ganz auf dich konzentrieren.

    Blickkontakt aufbauen

    Spazier mit deinem Hund durch den Hof. Während des Laufens rufst du gelegentlich seinen Namen oder gibst ein sanftes Zupfen an der Leine – nur so viel, dass er dich anschaut.

    Wenn er das tut, überschütte ihn mit Belohnungen und Lob. Zeige deinem Hund, wie toll und belohnend es ist, wenn er die Aufmerksamkeit auf dich richtet. Durch diese positive Verstärkung wird er das nach und nach immer schneller und bereitwilliger tun.

    Kommando hinzufügen

    Dein Hund hat gelernt, dich während des Spaziergangs regelmäßig anzuschauen? Klasse, jetzt ist es Zeit, ein Kommando einzuführen.

    „Schau“ oder „Hier“ sind gute Optionen. Sobald er das Verhalten zeigt, sagst du das Kommando und belohnst ihn. So versteht dein Hund, dass dieses Wort mit dem Verhalten (und der tollen Belohnung!) verknüpft ist.

    Der Vorteil für dich ist einfach: Du kannst das gewünschte Verhalten des Hundes nach belieben abrufen und musst nicht auf den Zufall hoffen, dass dich dein Hund anschaut.

    Ablenkung hinzufügen

    Okay, dein Hund ist nun ein Meister im Blickkontakt. Jetzt machen wir das Training ein bisschen schwieriger. Wie wäre es mit einem befreundeten Nachbarshund als Ablenkung?

    Lass den anderen Hund in sicherer Entfernung erscheinen. Wenn dein Hund hinziehen will, verwendest du das Kommando „schau“ und belohnst ihn für den Blickkontakt.

    Ist die Ablenkung zu stark, machst du einen Schritt zurück und vergrößerst den Abstand oder suchst wieder eine ablenkungsfreie Zone.

    Üben, üben, üben

    Dein Hund sollte das andere Tier mehr und mehr ignorieren und sich auf dich konzentrieren. Im Laufe der Zeit verringere den Abstand zu anderen Hunden und verlagere das Training schrittweise auf öffentliche Plätze.

    Dein Endziel: Dein Hund soll auch in einer Umgebung mit vielen anderen Hunden und Ablenkungen zuverlässig auf dich reagieren. Dafür wird einiges an Übung notwendig sein.

    Dieser Prozess wird auch einige Zeit in Anspruch nehmen und es kann einige Wochen dauern, bis du die oben beschrieben Schritte alle antrainiert hast.

    Überfordere deinen Hund nicht und lege regelmäßige, kurze Trainingseinheiten ein, oft sind bereits 5-15min ausreichend. Bei längerem Training fehlt es deinem Hund irgendwann an konzentration.

    #2 Das Belohnungsprinzip (Helfer benötigt)

    Schäferhund steht an der Seite von einem Mann

    Vorbereitung

    Wenn dein Hund immer aus dem Häuschen ist, sobald er andere Hunde sieht, ist diese Methode genau das Richtige für euch. Das Schöne ist, dass dein Hund sich das gute Verhalten selbst beibringt.

    Denn er bekommt, was er will – andere Hunde kennenlernen – aber nur, wenn er sich benimmt.

    Starte im eigenen Garten und hol dir einen ruhigen Nachbarshund dazu. Beide Hunde sollten an der Leine sein.

    Annäherung

    Jetzt kommt der spannende Teil. Lass die beiden Hunde aufeinander zugehen. Sollte dein Hund anfangen zu ziehen, zu springen oder sich dem anderen Hund entgegenzustürzen, stopp sofort.

    Stehe still wie ein Baum und warte. Der Nachbarshund sollte in dieser Situation ebenfalls abdrehen und sich entfernen.

    An dieser Stelle ziehst du nicht an der Leine; du wartest einfach, bis dein Hund von selbst zur Ruhe kommt. Du musst auch keine Befehle geben, du wartest einfach bis dein Hund von selbst merkt, dass sein Verhalten nicht das Ergebnis bringt, dass er sich gewünscht hat.

    Wiederholen

    Sobald sich dein Hund beruhigt hat, darf er sich wieder dem anderen Hund nähern. Aber Achtung! Sollte dein Hund wieder ziehen, gilt das gleiche Spiel: Stopp und warten.

    Der andere Hund dreht ab und entfernt sich. Dein Hund sollte allmählich lernen, dass Aufregung und Ziehen nicht zum Ziel führen.

    Keine Angst, das kann jedoch einige Anläufe brauchen und du wirst bei den ersten Begegnungen noch keinen großen Unterschied merken.

    Üben

    Diesen Schritt wiederholst du so oft, bis der Groschen bei deinem Hund gefallen ist: „Aha, wenn ich ruhig bleibe, darf ich mit dem anderen Hund spielen.“

    Ja, das braucht seine Zeit und Geduld. Wenn es nicht gleich klappt, erhöhe einfach den Abstand und starte von vorne.

    Denke auch daran, das Training kurz zu halten, und nicht über Stunden zu trainieren. Das führt nur zu einer Menge angestauter Frustration bei dir und dem Hund und schmälert den Lerneffekt.

    Da du einen Helfer brauchst, ist es hilfreich, wenn ihr euch einen regelmäßigen Termin gebt. Das kann ruhig mehrfach die Woche sein, eben so, dass es bei euch beiden in den Zeitplan passt.

    Ins öffentliche Leben übertragen

    Verhält sich dein Hund gegenüber dem Trainingspartner irgendwann ruhig und entspannt bist du soweit, das Ganze in die öffentliche Arena zu übertragen.

    Beginne in der Nähe eines beliebten Hundewegs, aber halte zunächst Abstand. Lass deinen Hund die Situation aus der Distanz beobachten.

    Nähere dich erst, wenn er vollkommen ruhig ist. Ist das der Fall, darf er auch hier andere Hunde kennenlernen und grüßen.

    Achte dabei selbstverständlich auf den anderen Hundebesitzer. Wenn dir dieser durch sein Verhalten zeigt, dass er nicht möchte, dass sich eure Fellnasen beschnuppern, solltest du das natürlich respektieren und eher einen Bogen um sie machen.

    #3 Der Belohnungsstopp

    Man kniet neben Hund für Training im Park

    Vorbereitung

    Stell dir vor, du hast einen Hund, der sich vor Aufregung kaum halten kann, sobald ein anderer Vierbeiner auftaucht. Dieser Trainingsansatz ist für solche temperamentvollen Seelen gedacht.

    Beginne an einem Ort, an dem Hunde vorbei kommen, aber es nicht zu ablenkend für deinen Hund ist. Vielleicht ist ja ein Park in der Nähe, der von vielen zum Gassi genutzt wird.

    Halt die Leine straff, und leg deinen Fuß darauf. Das gibt deinem Hund zwar Bewegungsfreiheit, hindert ihn aber daran, zu springen oder vorzupreschen.

    Annäherung und Belohnung

    Nun heißt es warten, bis sich ein anderer Hund nähert. Hier kommt der Clou: Du belohnst deinen Hund mit Leckerli und netten Worten, bevor er die Gelegenheit hat, zu springen.

    Ja, genau, bevor er überhaupt denkt, zu springen! Wichtig ist, dass du einen guten Überblick auf die Umgebung hast und mögliche Hundebegegnungen wahrnimmst, bevor dein Hund dies tut.

    Belohnungsstopp bei Fehlverhalten

    Wenn der Hund näher kommt wird dein Hund seine Aufmerksamkeit wahrscheinlich weg von dir richten und sein übliches Verhalten zeigen und herumspringen wollen.

    Wie verhältst du dich in dieser Situation? Die Belohnungen abrupt stoppen. Steh still und halte die Leine fest. Denk daran, dass wir im ersten Schritt den Fuß ja so positioniert haben, dass dein Hund bereits einigermaßen straff angeleint ist und nicht weit kommen sollte.

    Dein Hund kann jetzt nicht springen, und du ignorierst sein unerwünschtes Verhalten einfach. Das ist doppelt doof für ihn, weil er zum einen nicht zu dem anderen Hund kommt und zum anderen jetzt auch auf deine Leckerli und Aufmerksamkeit verzichten muss.

    Wiederholen

    Dieser Prozess ist wie ein Tanz. Zeigt dein Hund ruhiges, korrektes Verhalten und verhält sich ruhig, gibt es Belohnungen, Lob und Streicheleinheiten. Verliert er die Aufmerksamkeit und versucht andere anzuspringen, wird er ignoriert.

    Erzielt dein Hund einen Durchbruch und bleibt ruhig, während der andere Hund vorbeiläuft, gibt es eine „Jackpot“-Belohnung: besonders leckere Snacks und euphorisches Lob.

    Üben

    Übung macht den Meister, oder in diesem Fall, den gut erzogenen Hund. Mit der Zeit näherst du dich immer weiter den anderen Hunden an, bis dein Vierbeiner kapiert hat: „Wenn ich stillhalte, gibt es richtig tolle Belohnungen!“

    Und du wirst sehen, wie die Spaziergänge mit deinem Hund langsam aber sicher immer angenehmer werden.

    Dieses Training ist einerseits sehr effektiv, kann jedoch falsch umgesetzt auch Fehlverhalten fördern. Ich rate dir daher, zumindest zu Beginn einen Hundetrainer zu suchen, der dich beobachtet und dir Tipps gibt, damit du keine Trainingsfehler machst.

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    Die Grundausstattung für erfolgreiches Hundetraining

    Die richtige Leine und das Halsband

    Erstmal ist es wichtig, dass du eine robuste Leine und ein passendes Halsband für deinen Vierbeiner hast. Je nach Größe und Temperament deines Hundes kann das Material variieren. Leder oder verstärkte Stoffleinen bieten beispielsweise sowohl Sicherheit als auch Komfort.

    Für das „Halsband“ rate ich dir eher zum Hundegeschirr. Besonders wenn dein Hund in die Leine geht und zieht, hast du mehr Kontrolle über ihn und er schnürt sich nicht die Luft ab. Für Ausbruchskünstler gibt es zudem auch ein ausbruchssicheres Hundegeschirr, sodass dein Vierbeiner definitiv angeleint bleibt.

    Leckerli-Tasche

    Eine Leckerli-Tasche ist wie die Toolbox eines Handwerkers: Immer griffbereit und voller nützlicher „Werkzeuge“. Diese Tasche ermöglicht es dir, immer sofort eine Belohnung parat zu haben, wenn dein Hund ein gewünschtes Verhalten zeigt.

    Auswahl an schmackhaften Leckerlis

    Last but not least: Leckerlis. Und nicht nur irgendwelche, sondern solche, die dein Hund besonders mag. Einige Hunde lieben getrocknetes Fleisch, andere stehen auf spezielle Hundesnacks oder sogar Gemüse.

    Die Leckerlis sollten abwechslungsreich sein. Ein guter Tipp ist, verschiedene „Wertigkeiten“ von Leckerlis zu haben.

    Alltägliche Leckerli für einfache Kommandos und besonders leckere außergewöhnliche Belohnungen für neue oder schwierige Übungen (bei unserem Hund gibt es da z.B. immer Leberwurst, weil Leberwurst anscheinend der Hundehimmel auf Erden ist).