Dominanz-Zeichen deines Hundes
#1 Körpersprache
Hast du dich jemals gefragt, ob dein Hund dominant ist? Ein schneller Blick auf die Körpersprache deines Vierbeiners liefert oft aufschlussreiche Hinweise. Ein dominanter Hund zeigt häufig eine aggressive Körpersprache. Hier sind einige konkrete Beispiele:
- Ein dominanter Hund hält seinen Körper oft steif und angespannt. Dies ist eine klare Darstellung von Selbstsicherheit und Kontrolle. Wenn dein Hund seine Brust herausstreckt und seine Muskeln anspannt, als wäre er der König des Dschungels, zeigt das oft ein dominantes Verhalten.
- Ein dominanter Hund trägt den Kopf und Rute ebenfalls hoch und steif. Dies ist nicht nur ein Zeichen von Wachsamkeit, sondern auch von Kontrolle und Dominanz. Ein hoher, steifer Schwanz strahlt Selbstsicherheit und Überlegenheit aus.
- Ein weniger bekanntes, aber wichtiges Zeichen für dominantes Verhalten ist die Piloerektion. Das klingt vielleicht wie ein ausgefallenes Wort, ist aber einfach der Fachbegriff für gesträubte Nackenhaare. Wenn das Fell deines Hundes entlang des Rückens oder über den Schultern ansteigt, ähnlich wie bei einer Gänsehaut beim Menschen, signalisiert das Stress oder mögliche Aggression.
- Starke, anhaltende Augenkontakte können ebenfalls auf Dominanz hinweisen. Wenn dein Hund anderen Tieren oder Menschen direkt in die Augen schaut und den Blick nicht abwendet, versucht er oft, seine Dominanz und Stärke zu zeigen.
- Manchmal versucht ein dominanter Hund, den Weg für andere zu blockieren, sei es bei Menschen oder anderen Tieren. Dieses Verhalten ist eine klare Ansage: „Das ist mein Territorium, und du sollst warten.“
#2 Gesichtsausdruck
Ein angespannter Mund und entblößte Zähne sind klassische Zeichen von Aggression und Dominanz. Ein Hund, der seine Zähne zeigt, macht eine klare Aussage über seine Bereitschaft, seine Position zu verteidigen. Dies ist ein unmissverständliches Signal, das du ernst nehmen solltest.
Auch der Blick eines Hundes sagt viel über seine Stimmung und sein Verhalten aus. Ein harter, fester Augenkontakt, oft begleitet von sichtbarem Augenweiß, das auch als „Walauge“ bezeichnet wird, ist ein weiterer Indikator für Dominanz. Ein Hund, der so schaut, will seine Überlegenheit demonstrieren.
Während viele dominante Hunde aggressiv wirken, zeigen ängstliche Hunde oft Beruhigungssignale wie das Lecken der Lippen oder Sabbern. Diese Zeichen sind wichtig zu erkennen, da sie in manchen Fällen auch in Aggression umschlagen können.
Ein Hund, der drinnen uriniert, wird dies manchmal aus Gründen der Reviermarkierung tun. Dies ist ebenfalls ein Zeichen von Dominanz, da hierdurch der Gebietsanspruch klargestellt und andere Regeln des Rudels ignoriert werden.
#3 Dominantes Verhalten
Beachte, dass nicht jedes Verhalten, das als dominantes Verhalten interpretiert werden kann, aggressiv ist. Zum Beispiel ist obsessives Lecken oder das ständige Anstupsen deiner Hand ein Zeichen dafür, dass dein Hund deine Aufmerksamkeit erzwingen will.
Obwohl das süß erscheinen mag, zeigt es den Wunsch des Hundes, die Interaktion zu steuern. Der wichtige Faktor ist hier aber, dass diese Verhalten aufdringlich oft vorkommt, denn jeder Hund wird dich ab und an Anstupsen, wenn er etwas Aufmerksamkeit wünscht.
Leineziehen ist ebenfalls ein häufiges Verhalten bei dominanten Hunden. Dein Hund versucht, die Kontrolle über den Spaziergang zu übernehmen, anstatt dir zu folgen. Dies ist ein klares Zeichen dafür, dass dein Hund die Führung übernehmen will und eine Korrektur erforderlich ist.
Das Bewachen des Futters ist auch klassisches Verhalten, das oft bei dominanten Hunden auftritt. Wenn dein Hund knurrt oder schnappt, wenn du dich seinem Futter näherst, zeigt das ein starkes Territorialverhalten und eine klare Abgrenzung seines „Eigentums“.
Ein weniger bekanntes, aber ernst zu nehmendes Zeichen von Dominanz ist das Schnappen an den Füßen des Besitzers. Dein Hund versucht, dich in deiner Bewegung zu kontrollieren und setzt damit eine klare Botschaft: „Ich bestimme hier.“

#4 Hochspringen an dir oder anderen Leuten
Das Hochspringen eines Hundes an Menschen ist ein weiteres Verhalten, das auf Dominanz hindeuten kann. Der Hund sucht aktiv deine Aufmerksamkeit und versucht, im Mittelpunkt zu stehen. Dabei ignoriert er grundlegende soziale Grenzen und respektiert nicht den persönlichen Raum von Menschen.
Hochspringen ist mehr als nur eine nervige Angewohnheit; es ist eine klare Aufforderung zur Interaktion, die der Hund kontrolliert. Wenn er herumspringt, fordert er nicht nur deine Aufmerksamkeit, sondern zeigt auch, dass er die Regeln bestimmt. Er entscheidet, wann und wie die Interaktion stattfindet.
Wer das Hochspringen toleriert und nicht korrigiert, riskiert eine Verschiebung der Grenze zwischen akzeptablem und inakzeptablem Verhalten.
Dein Hund lernt, dass er sich durchsetzen kann und dass seine Bedürfnisse Vorrang haben. Im Laufe der Zeit wird der Hund immer mehr auf der Nase herumtanzen und sein dominantes Verhalten ausbauen.
Das Hochspringen kann zudem zu Konflikten führen, besonders wenn der Hund auch bei anderen Menschen oder Kindern hochspringt. Dies schafft unsichere oder sogar gefährliche Situationen, die die Interaktion zwischen dir und deinem Hund, sowie zwischen deinem Hund und anderen Menschen, negativ beeinflussen.
#5 Hund ist laut
Knurren und übermäßiges Bellen sind klare Indikatoren für eine aggressive oder dominante Haltung. Ein Hund, der oft und laut bellt, versucht, seine Präsenz bemerkbar zu machen und seine Position zu verteidigen.
Knurren ist noch direkter und signalisiert eine ernsthafte Warnung. Beide Verhaltensweisen bedürfen der sofortigen Aufmerksamkeit und Korrektur.
Aber nicht alle lauten Geräusche sind aggressiv. Winseln und hochfrequentes, schreiähnliches Jaulen sind ebenfalls Wege, wie ein Hund versucht, die Aufmerksamkeit zu kontrollieren.
Diese Lautäußerungen können darauf hinweisen, dass der Hund ungeduldig ist, seine Bedürfnisse nicht erfüllt sieht und daher die Kontrolle über die Situation an sich reißen will.
Ein lauter Hund will oft nicht nur gehört, sondern auch beachtet werden. Durch die Lautäußerungen versucht er, die Umgebung nach seinen Bedingungen zu gestalten. Er will, dass seine Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen und geht davon aus, dass seine Signale befolgt werden.
#6 Hund fordert das Streicheln ein
Es ist völlig normal, dass ein Hund ab und zu seine Nase gegen deine Hand drückt, um gestreichelt zu werden.
Hunde sind soziale Tiere und suchen die Nähe zu ihren Menschen. Aber was, wenn der Hund penetrant wird und deine Hand so lange anstupst, bis er das Streicheln bekommt, das er fordert?
Ein kuschelbedürftiger Hund ist in der Regel kein Grund zur Sorge. Schwierig wird es, wenn der Hund nicht lockerlässt und dich so lange drängt, bis du nachgibst. In diesem Fall bestimmt der Hund die Bedingungen: Er entscheidet, wann und wie lange er gestreichelt wird, und nimmt damit die Kontrolle über die Situation an sich.
Wenn ein Hund unermüdlich deine Hand anstupst und nicht aufhört, bis er gestreichelt wird, zeigt das ein dominantes Verhalten.
In solchen Fällen ist es wichtig, klare Grenzen zu setzen. Ein dominanter Hund, der ständig Streicheleinheiten fordert, muss lernen, dass er nicht die Regeln bestimmt, sondern das es Regeln gibt, die er einzuhalten hat.
#7 Belästigende Aufforderung zum Spiel
Natürlich freuen sich die meisten Hundebesitzer, wenn ihr Vierbeiner Lust auf ein Spiel zeigt. Dies ist in der Regel ein Zeichen für ein aktives und gesundes Tier, das Interaktion und Bewegung schätzt.
Ein gelegentliches Herantragen von Spielzeug oder ein freudiges Wedeln mit dem Schwanz sind also in der Regel nicht besorgniserregend.
Wenn der Hund jedoch permanent Spielzeug vor dir ablegt, dich anbellt oder auf andere Weise keine Ruhe gibt, bis du seinen Spielwünschen nachkommst, wechselt die Dynamik.
Hier übernimmt der Hund die Kontrolle und drängt dich in eine Position, in der du seinen Wünschen nachgeben musst. Das geht über das normale Spielbedürfnis hinaus und zeigt eine dominante Verhaltensweise.
In solchen Fällen legt der Hund fest, wann und wie er spielen möchte, und zwingt dir seinen Willen auf. Dieses Verhalten grenzt an Terrorisierung und macht deutlich, dass der Hund die Kontrolle über die Situation und damit über dich haben will.
#8 Hund drängt sich vor dir durch Türen
Bei Hunden ist die Reihenfolge, in der sie durch Türen oder andere Durchgänge gehen, mehr als nur eine Frage der Höflichkeit oder des Zufalls. In der Hundewelt signalisiert die Position, wer das Sagen hat. Derjenige, der zuerst durchgeht, hat den Überblick und trifft Entscheidungen für das „Rudel“.
Ein Hund, der sich regelmäßig vor dir durch Türen drängelt, zeigt damit ein hohes Maß an Dominanz. Er sieht sich selbst in der Rolle des Anführers und ist nicht bereit, diese Position aufzugeben.
Dieses Verhalten ist ein klarer Hinweis darauf, dass er die Kontrolle übernehmen will, zumindest in diesem speziellen Kontext.
Für den Hund bedeutet das Durchgehen vor dir durch die Tür, dass er die Rolle des „Alpha“ einnimmt. Er entscheidet, wo es hingeht, und fühlt sich verantwortlich für die Sicherheit des Rudels. Indem er als Erster durch die Tür geht, trifft er quasi die Entscheidungen für alle.
In einer Mensch-Hund-Beziehung sollte es klar sein, dass der Mensch der Entscheider ist. Daher ist auch hier eine Korrektur notwendig, da dein Hund andernfalls eine zu dominante Rolle einnimmt.
#9 Hund weigert sich seinen Platz zu verlassen
Es ist vollkommen natürlich, dass Hunde einen Lieblingsplatz haben, an dem sie sich besonders wohlfühlen. Das kann die Couch, ein spezielles Kissen oder ein Bereich in der Wohnung sein. Ein Hund sucht sich diese Orte aus, weil er sich dort sicher und geborgen fühlt.
In einer Hundegruppe respektiert das untergeordnete Tier jedoch den Raum des Alpha-Tiers. Wenn also ein dominanter Hund seinen Platz für sich beansprucht, weicht das untergeordnete Tier aus.
Das sollte auch in der Mensch-Hund-Beziehung der Fall sein. Wenn dein Hund sich weigert, für dich Platz zu machen, deutet das darauf hin, dass er sich in der Alpha-Position sieht und nicht bereit ist, diese für dich aufzugeben.
Das Nichtweichen vom Lieblingsplatz ist nicht einfach nur eine Unannehmlichkeit, sondern eine Respektlosigkeit gegenüber deiner Position als Alpha. Dein Hund zeigt damit, dass er die Kontrolle über den Raum und damit die Hierarchie in eurem „Rudel“ für sich beansprucht.
In solchen Fällen ist es wichtig, klare Grenzen zu setzen und dem Hund zu zeigen, dass du der Anführer bist. Es ist wichtig zu betonen, dass Strafen hier nicht der richtige Weg sind. Stattdessen sollte der Fokus auf einer klaren Kommunikation und dem Setzen von Grenzen liegen und dem Hund klar gemacht werden, dass du derjenige bist, der entscheidet, wo dein Vierbeiner liegen darf und wo nicht.
Durch konsequente Erziehung und Training lernt der Hund, seine dominante Verhaltensweise abzulegen und dich als den Alpha im „Rudel“ zu respektieren.
Auslöser und Gründe für dominantes Verhalten
- Einer der Hauptgründe für dominantes Verhalten ist eine unzureichende Sozialisierung, besonders in den ersten Lebensmonaten eines Hundes. Hunde, die nicht frühzeitig mit anderen Hunden und Menschen interagieren, entwickeln oft soziale Ängste, die sich als Aggression oder Dominanz äußern können.
- Unzureichende oder inkonsistente Ausbildung verstärkt dominante Tendenzen. Ohne klare Anweisungen oder Richtlinien weiß ein Hund nicht, wie er sich verhalten soll, und versucht, die Kontrolle zu übernehmen.
- Stressige oder laute Umgebungen können ebenfalls zu Dominanz und Aggression führen. Hunde sind empfindliche Tiere, die auf die Energie in ihrer Umgebung reagieren. Ein unruhiges Zuhause oder ein chaotischer Lebensstil des Besitzers beeinflussen das Verhalten des Hundes negativ.
- Gesundheitliche Probleme, insbesondere hormonelle Ungleichgewichte, können ebenfalls Dominanz und Aggression fördern. Schlechtes Seh- oder Hörvermögen und Schmerzen sind weitere Faktoren, die das Verhalten des Hundes beeinflussen können.
- Dominantes Verhalten ist bei männlichen Hunden häufiger, allerdings sind auch weibliche Hunde nicht davor gefeit. Oft spielt zudem die Rasse deines Hundes eine größere Rolle auf das Verhalten als das Geschlecht (Mehr dazu kannst du hier lesen). Das Alter spielt ebenfalls eine Rolle; obwohl dominantes Verhalten meist in der Erwachsenenphase auftritt, ist es auch bei älteren Hunden oder sogar Welpen nicht ungewöhnlich, die ihre Grenzen testen wollen.
- Manchmal entwickelt ein Hund dominantes Verhalten, weil er das Fehlen einer klaren Führungsfigur spürt. In einem solchen Fall versucht der Hund, die Alpha-Rolle selbst zu übernehmen, was zu einer Reihe von Verhaltensproblemen führen kann.
Wie man dominantes Verhalten in den Griff bekommt
Der erste Schritt zur Korrektur des Verhaltens ist oft eine vollständige medizinische Untersuchung. Einige Verhaltensprobleme haben eine medizinische Grundlage, und die Behandlung dieser zugrunde liegenden Probleme kann das Verhalten deutlich verbessern.
Bei Hunden ohne gesundheitliche Probleme ist eine solide Hundeerziehung der Schlüssel zur Korrektur von dominanter Verhaltensweise.
Es ist wichtig, konsequente Grenzen zu setzen und klare Befehle zu geben. Die Hundeerziehung sollte immer positiv sein und Belohnungen für gutes Verhalten einschließen.
Ein erfahrener Trainer oder Verhaltensspezialist kann spezialisierte Trainingsprogramme entwickeln, die nicht nur dominantes Verhalten korrigieren, sondern auch die Bindung zwischen Hund und Besitzer stärken.
Durch die Beobachtung der Interaktion kann der Trainer spezifische Methoden weitergeben, die auf den einzelnen Hund und die jeweilige Situation zugeschnitten sind.
Dabei reicht es jedoch nicht aus, das Verhalten nur kurzfristig zu korrigieren. Stattdessen ist es wichtig, hier auch langfristig die Lektionen umzusetzen und das unerwünschte Verhalten deines Hundes zu korrigieren, da das Dominanzverhalten andernfalls erneut überhand nehmen wird.
Gute Sozialisierung und regelmäßige körperliche Aktivität sind zusätzliche Werkzeuge, die dabei helfen, dominantes Verhalten zu kontrollieren.
Aktivitäten wie Spaziergänge, Spiele und Treffen mit anderen Hunden können dazu beitragen, überschüssige Energie abzubauen und Stress zu reduzieren, was wiederum das Auftreten von Dominanz verringern kann und deinen Hund optimal auslastet.